Die Achtsamkeitsexpertin Karin Graf-Kaplaner und Kräuterfachfrau Anja Fischer geben Tipps, wie man sich mit Räuchern von altem Ballast befreien und gestärkt ins neue Jahr gehen kann.
Man spricht ihnen seit Anbeginn magische Kräfte zu: den Raunächten. Sei es, dass die Tiere im Stall für diese eine, ganz besondere Nacht begrenzt, plötzlich sprechen können oder das Perchten die Wäsche einsammeln, um sie später als Leichentuch zu verwenden.
Wie man bloß auf solche Ideen kommt? Das Ritual des Räucherns in den Raunächten stammt aus Zeiten, in denen man sich in der dunklen Zeit - die Thomasnacht am 21. Dezember ist die längste Nacht des Jahres - noch auf andere Weise „versichern" musste, um böse Geister fernzuhalten.
„Und damit waren keine Dämonen gemeint, sondern Missernten, Krankheiten oder Unwetter", erklärt Kräuterexpertin Anja Fischer das Ritual, bei dem auch heute noch Häuser, Wohnungen, Wirtschaftsgebäude und Ställe samt Vieh beräuchert und mit Weihwasser besprengt werden. Bei der Wort-Herkunft scheiden sich allerdings noch immer die Geister. Einerseits könne der Name vom Ritual selbst stammen oder aber auch von den rauen Nächten abgeleitet worden sein.
Zu den Personen: Karin Graf-Kaplaner (40) ist Achtsamkeitsbloggerin (jubeltage.at) und Podcasterin (jubelTÖNE), sie stammt aus Kärnten, lebt nun aber mit ihrer Familie in Wien. Anja Fischer (40) ist Kräuterexpertin und Bloggerin (gaensebluemchensonnenschein.com). Sie stammt aus Graz, wohnt und arbeitet in Altenmarkt im Pongau. |
Auch heutzutage beschäftigen sich noch viele in der Weihnachtszeit mit dem Brauch. So wie Karin Graf-Kaplaner und Anja Fischer, die sich im Vorjahr zusammengetan haben, um das Ritual auf ihren Social Media-Kanälen in den Fokus zu rücken.
RäucherritualDie Raunächte sind eine gute Zeit, um einen abschließenden, versöhnlichen Blick zurück, aber auch einen hoffnungsvollen nach vorne zu werfen. Übung: Nehmen Sie den Kalender 2022 zur Hand, blättern Sie ihn Monat für Monat durch und erinnern Sie sich zurück, was genau in welchem Monat passiert ist. Achtsamkeitsexpertin Karin Graf-Kaplaner: „Wichtig ist es, keine Wertung abzugeben, sondern einfach darauf zu achten, welche Gefühle hochkommen.“ Räucherrezeptur: Hier werden Sie im Küchenregal fündig: Salbei, Wacholder und Rosmarin. Anja Fischer: „Diese Kräuter haben eine stark reinigende Wirkung und helfen beim Loslassen. Sie reinigen die Luft auch von Viren und Bakterien, deswegen hat man sie früher auch zur Desinfektion verwendet. Ich mache es immer noch so, dass das Zimmer mit Wacholder ausgeräuchert wird, wenn bei uns jemand krank war.“ Tipp der Expertin: Nur kleine Mengen verwenden und diese kurz vor dem Verräuchern zerreiben oder zermalmen, sodass die Wirkstoffe freigesetzt werden. Es gibt kein richtig oder falsch beim Räuchern. Das Geheimnis liegt darin, dass man sich damit beschäftigen muss und so seine Aufmerksamkeit auf das lenkt, was man gerade tut.“ |
„Wir sind keine Hokuspokus-Frauen",sagt Kräuterexpertin Anja Fischer. Es ginge darum, sich an diesen Tagen bewusst Zeit zu nehmen und das Jahr Revue passieren zu lassen und dieses In-sich-gehen mit dem Räuchern zu unterstützen. Achtsamkeitsexpertin Karin Graf-Kaplaner: „Nach so einem herausfordernden Jahr könnte man beim Blick zurück schnell nur an Pandemie oder Attentat denken. Man könnte das Gefühl bekommen, dass an diesem Jahr gar nichts Gutes war. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, es individuell zu betrachten, dann sieht man, dass auch schöne Dinge passiert sind."
Raunächte und Räuchern
Stellt man das Mondjahr mit 354 Tagen dem Sonnenjahr mit 365 Tagen gegenüber, dann ist dieses kürzer. Diese übrig gebliebenen zwölf Nächte nennt man Raunächte. Von ihnen sind vier besonders bekannt: 21./24./31. Dezember und 5. Jänner.
Räuchern ist mit Kohle (mehr Rauch) oder Stövchen möglich.
Kohle: feuerfeste Schale, Kohle/Glut aus Ofen, sauberer Sand zur Isolierung der Feuerstelle (z.B. Vogelsand aus Tierhandlung), Kräuter ( in kleinen Mengen verwenden!), Stäbchen (um Kräuter zu lösen)
Stövchen: feuerfeste Schale mit Stövchen, Teelicht, Kräuter, Stäbchen
Das Räuchern eigne sich hier durch den Aspekt, dass man sich ihm nicht entziehen könne, wie Fischer erklärt. „Gerüche gehen direkt über die Nase ins Hirn, sie lösen Erinnerungen aus. Man kann aus physischen Gründen räuchern, zum Beispiel, wenn man erkältet ist. Man verräuchert Thymian oder Anis, sie helfen beim Durchatmen. Gerüche berühren uns aber auch stark auf der seelischen Ebene." Wer das alles auf den ersten Blick zu umständlich finde, solle sich nicht sorgen. „Wir arbeiten mit Kräutern die jeder Gewürzregal hat."
Quelle: Kleine Zeitung/Redaktion/Carmen Oster