Bitterer Geschmack ist nicht so beliebt wie etwa süß, sauer oder salzig. Dabei sind Bitterstoffe sehr gesund. Sie kurbeln unseren Organismus kräftig an, unterstützen die Leber und helfen beim "Detoxen".
Süß, sauer, salzig, umami (fleischig, herzhaft) und bitter: Bitter gehört zu den fünf Geschmacksrichtungen – und ist davon die unbeliebteste. Bitterkeit wird außerdem sehr intensiv wahrgenommen, das zeigt ein Blick auf die Geschmacksknospen auf der Zunge. Diese reagieren auf den Reit "bitter" deutlich intensiver als beispielsweise auf süße Reize.
Bitter ist nicht gleich bitter
Besonders viele Bitterrezeptoren sitzen außerdem ganz hinten auf der Zunge: ein körpereigenes Warnsystem. Auch deshalb nehmen wir bitter tendenziell als unangenehm wahr – und meiden es eher. (Wobei es auch Menschen mit einer Vorliebe für die Geschmacksrichtung bitter gibt.)
Bitterstoffe sind sehr gesund
Vermeiden? Das sollten wir besser nicht tun, sagt nicht nur der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. "Es gibt in vielen Organen Rezeptoren für Bitterstoffe. Und dort entfalten sie dann eine tatsächlich gesundheitsfördernde Wirkung." Bitterstoffe wirkten beispielsweise entzündungshemmend, verdauungsfördernd, sie stärken das Immunsystem und helfen, den Blutzucker zu senken.
Gesunde Ernährung: Hier stecken Bitterstoffe drin
Lebensmittel wie Olivenöl oder Walnüsse enthalten von Natur aus Bitterstoffe. Außerdem sind folgende Lebensmittel reich an Bitterstoffen:
Gemüse und Salat: Salate wie Endivien, Chicorée, Rucola, Radicchio, Kohlsorten wie Grünkohl, Wirsing, Rosenkohl, Brokkoli, Grünes Blattgemüse wie Mangold und Spinat, Artischocken, Melanzani, Fenchel, Sellerie, Radieschen, Spargel
Kräuter: Minze, Kerbel, Estragon
Gewürze: Ingwer, Kurkuma, Senf, Lorbeer, Kümmel, Zimt, Anis
Obst: Zitrusfrüchte wie Grapefruit, Zitrone und Kumquat (Zwergorangen)
Mit Bitterstoffen die Leber unterstützen
"Bitterstoffe stimulieren die Ausschüttung der Gallensäfte und verbessern die Verdauung. Zu den bitterstoffreichen Gemüsesorten gehören Chicorée, Radicchio, Endiviensalat, Rettich, Radieschen und Artischocke. Auch in Kräutern wie gelbem Enzian, Engelwurz, Benediktenkraut, Schafgarbe, Bockshornklee und Gelbwurz sind sie enthalten", erklärt auch Sandra Holasek, Ernährungswissenschaftlerin und Professorin an der Medizinischen Universität Graz. Auch die Mariendistel wird immer wieder genannt. Der aus der Pflanze gewonnene Wirkstoff Silymarin wird aktuell intensiv beforscht, denn er schützt unter anderem die Leberzellen.
Detoxing mit Bitterstoffen
Den Bitterstoffen ein eigenes Kapitel gewidmet hat auch die Gesundheitsexpertin des ORF, Ärztin und Autorin Christione Reiler in ihrem Buch "Inneres Strahlen und natürlich Schönheit".
Warum? "Weil ich es so wichtig finde, denn Bitterstoffe kurbeln unseren Organismus kräftig an." Die Crux dabei sei, dass im Supermarkt kaum noch Gemüse (wie Chicorée und Radicchio) finden ist, das wirklich bitter ist, weil diese Stoffe herausgezüchtet wurden.
Unser Gaumen ist daher nicht mehr daran gewöhnt, Bitterstoffe zu genießen. Die gute Nachricht ist aber, dass jeder, der möchte, Zugang zu natürlichen Bitterstoffen hat, und zwar auf natürlichen Wiesen. Dort finden sich (im Frühling) Löwenzahn und Röhrlsalat. Auch die Brennnessel unterstützt – als Suppe oder Tee – beim sogenannten Entschlacken.
Neu lernen, bitter zu mögen
An den Geschmack von Bitterstoffen können wir uns übrigens neu gewöhnen. Man das den Mere-Exposure-Effekt. Das heißt, ich mag das, was ich gewohnt bin. Bei Kindern wissen wir: Erst nach 20-mal probieren haben bestimmte Lebensmittel bei ihnen eine Chance. Bei Erwachsenen ist das nicht viel anders. Wer seine Toleranzgrenze hin zu mehr bitter gezielt verschieben möchte, sollte öfter einmal bitteres Gemüse verwenden. Irgendwann wird man "bitter" als echte Bereicherung empfinden.
Rezepttipp: Fenchel-Orangen-Salat oder Endiviensalat mit Grapefruit und Löwenzahn.
Quelle: lebexund.jetzt-Team, Roswitha Jauk