Nur nichts zu tun, ist falsch. Ähnliches wie bei körperlichen Notsituationen gilt auch bei akuten psychischen Krisen. Das heißt: Auch bei seelischer Not ist schnelle und effiziente "Erste Hilfe" mitunter lebensrettend. Und die kann man jetzt in Kursen lernen.
Was tun, wenn ein Mensch tränenüberströmt auf einer Bank sitzt oder gar auf einer Brücke hinter der Absperrung steht? Was, wenn jemand aus dem privaten Umfeld "nicht mehr kann"? Eine Antworten auf diese für die meisten wohl nicht ganz alltäglichen Fragen liefert in der Steiermark wie auch in Kärnten pro mente – mit dem Kurs "Erste Hilfe für die Seele".
Erste Hilfe für die Seele im Kurs lernen
"Mit dem Seminar 'Erste Hilfe für die Seele' sprechen wir wirklich jede und jeden Einzelnen an, ganz ohne Vorwissen. Es gibt Hemmschwellen, zu helfen, wenn man einen offenbar verzweifelten Menschen sieht", fasst es pro-mente-Kärnten-Geschäftsführer Georg Spiel zusammen.
Die Seminarreihe – vier mal drei Stunden – fußt auf dem von einem australischen Ehepaar entwickelten Ausbildungsprogramm, das nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelt und durch internationale Studien evaluiert worden ist. Es kommt bereits weltweit zum Einsatz und wird pro Staat nur einer Organisation übertragen.
Ausbildung in Österreich seit 2020 möglich
Im Jahr 2020 wurde eine der Ausbildungslizenzen an pro mente übertragen. Nach Salzburg, Oberösterreich, Tirol und Steiermark starten auch in Kärnten die ersten Kurse. Und die Zielgruppe ist jede und jeder Einzelne ab 18 Jahren.
"Ausgebildete Instruktoren vermitteln dabei unter anderem Basiswissen im Bereich psychologische Gesundheit in verständlicher Art und Weise. Es werden Vorurteile abgebaut wie etwa 'Ich kann da nichts tun' und über Krankheitsbilder gesprochen. Denn das frühzeitige Erkennen eines psychischen Problems ist besonders wichtig", weiß Markus Heinz, einer der Ausbilder von derzeit insgesamt fünf Instruktoren.
Beachtung und Aufmerksamkeit schenken
Ähnlich wie bei einer körperlichen Beschwerde gilt auch bei psychischen Ausnahmefällen: "Nur nichts zu tun, ist das einzig Falsche", bringt es Instruktorin Verena Kiessling auf den Punkt. "Menschen, die sich in einer seelischen Ausnahmesituation befinden, sollten immer angesprochen werden. In den allermeisten Fällen ist der Zustand ein Schrei nach Aufmerksamkeit."
Auf die Frage, ob man als Laie auch jemanden, der sich etwa von einer Brücke stürzen möchte, ansprechen sollte, kommt eine ganz klare Antwort von Kiessling, Heinz und Spiel: "Ja!"
Alle drei betonen aber auch: Bei der Ausbildung gehe es natürlich keinesfalls darum, psychisch Erkrankte zu therapieren. Das sei ausschließlich Aufgabe von Expertinnen und Experten. Ersthelfer hätten die Funktion, dem Betroffenen zu zeigen, dass er gehört und gesehen werde. Auch weiterführende Hilfe könne man anbieten. Oft wissen Betroffene nämlich gar nicht, wohin sie sich wenden können.
Kursdauer: vier Wochen
Ein Kurs dauert vier Wochen bzw. umfasst 12 Stunden. Eine Seminareinheit dauert drei Stunden. Kosten: 200 Euro pro Person inkl. Buch und Zertifikat
Viele Kurse finden online via Zoom statt. Es gibt aber auch Präsenz-Termine in den Regionen.
Weiterführende Infos und die Anmeldung finden Sie unter pro mente.