Sich zu trennen tut fast immer weh. Manchmal sogar sehr. Wie man aus dem "Tal der Tränen" wieder zu neuen "Gipfeln des Glücks" zurückfinden kann? Ein Wegweiser.
War es das jetzt? Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem kein Zusammensein mehr möglich ist. Von nun an also getrennte Wege? Manchmal ist es eben unumgänglich, loszulassen. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Trennung? Vielleicht hilft es, sich selbst zu hinterfragen: Wie authentisch bin ich noch, welche Bedürfnisse unterdrücke ich permanent? Wie kann eine friedliche Trennung funktionieren?
Es ist immer eine Schocksituation, die teilweise von Verlustängsten und Selbstzweifel geprägt ist. Was es braucht, ist Ehrlichkeit – auch sich selbst gegenüber –, Klarheit und Konsequenz. Was es nicht braucht, sind Vorwürfe, hohle Floskeln und Vertröstungen. Und dann? Nach der Trauer und dem Hadern beginnt das Loslassen und die Neuorientierung und es wächst die Vorstellung, einen neuen Partner akzeptieren zu können.
Wie sie sich doch gleichen – die Nöte einer mitteleuropäischen Koalitionsregierung und vieler mittelmäßiger Partnerschaften.
Einfach ist es da wie dort nicht, einen Schlussstrich zu ziehen, jemanden zu verlassen, den man geliebt hat. Es schmerzt, die traute, bisweilen auch nur routinierte Zweisamkeit und die komfortable, wie gut eingetragene Schuhe reibungslos und unaufgeregt passende Stabilität aufzugeben. Umgekehrt aber, wenn man nicht mehr glücklich miteinander ist und trotzdem zusammen bleibt, können sich Aggressionen aufstauen – gegenüber dem Partner, aber auch gegenüber sich selbst (weil man sich über seine eigene Mutlosigkeit und Inkonsequenz ärgert). Dann hat man den richtigen Zeitpunkt für ein Auseinandergehen bereits hinter sich gelassen.
Schutzreaktionen des Körpers
Eine allumfassende und perfekte Anleitung zur idealen Trennung existiert freilich nicht. Zum einen, weil es kein entsprechendes „Ideal“ gibt, zum anderen, weil eine Trennung so individuell sein sollte, wie es die Beziehung selbst war. Was für einen Menschen zutrifft, kann für einen anderen vollkommen fehl am Platz sein. Was es aber gibt, sind verschiedene Phasen in einem Trennungsprozess. Es ist ein verworrener Weg. Bei der Person, die verlassen wird, folgt dem anfänglichen Schock, dass ein gemeinsamer Traum zerplatzt ist, meist ein Gefühl innerer Leere. Man spürt sich wie emotional eingefroren – eine Schutzreaktion des Körpers vor einer Bedrohung. Man spricht von einem „gebrochenen Herzen“. Eine vielsagende Redewendung: Ein kaputtes Herz ist medizinisch existenziell.
Entscheidend ist es, in dieser Schockstarre nicht stecken zu bleiben, sondern wieder Halt zu finden und in Bewegung zu kommen – wieder „aufzutauen“. Auch wenn man die Trennung nicht wahrhaben will, nicht akzeptieren kann und die Situation von sich wegschiebt und sich (nur) in einem schlechten Traum wähnt – rückgängig kann man es nicht machen. Was folgt, ist meist Zorn und Wut, manchmal auch Hass. Gefühle brechen sich ihre Bahn, Energie wird frei. Eine brisante Phase, in der es zu Racheaktionen und Verletzungen (verbal und körperlich) kommen kann.
Andererseits ist es ein Zeichen, dass man langsam beginnt, sich vom Partner zu lösen und wieder selbst zu spüren. Der Weg zurück aus der Ohnmacht beginnt. Ein Kreuzungspunkt. Denn entweder kann es gelingen, mit den neu gewonnenen Kräften um die Beziehung zu kämpfen, die Dinge zu verarbeiten – und die Trennung unter Umständen rückgängig zu machen. Oder es ist der endgültige Schlusspunkt.
Jedenfalls darf die Partnerschaft an diesem Punkt nicht zum Bazar verkümmern, auf dem gefeilscht und mit „wenn ich, dann du ...“-Korrelationen eine Art Stützkorsett für die Beziehung hochgezogen wird. Denn bei der verlassenen Person erfüllt eine hohe Opferbereitschaft diese Phase, die einer von Hoffnung und Gefühlsschwankungen geprägten Pilgerfahrt gleicht. Ihr verklärtes Ziel: Alles wird gut. Ein Realitätscheck wird oft vergessen. Oder fällt diametral aus: Nichts wird wieder gut.
Fakten: 37 Prozent – so hoch lag die Scheidungsrate österreichweit im vergangenen Jahr. Vor zehn Jahren lag sie noch bei 43 Prozent, 2001 gar bei knapp 46 Prozent. In der Steiermark liegt sie knapp unter, in Kärnten knapp über dem Durchschnitt |
Klare Grenzen ziehen und einhalten
Bei der verlassenden Person ist an diesem Punkt Klarheit gefragt: Man muss sich sicher sein, dass man das jetzt durchzieht. Dafür braucht es ein strenges Abklären der tatsächlichen Gründe, vorherrschenden Gefühle und zweifelnden Gedanken. Bleibt es bei der Entscheidung, ist das Wann, Wo und Wie wichtig: Nicht unter Zeitdruck, nicht per SMS oder Whatsapp, sondern an einem neutralen Ort im persönlichen Gespräch sollte die Trennungsabsicht klar und deutlich formuliert sein.
Dann heißt es, das Aus endgültig zu akzeptieren. Und wieder beginnt der Abstieg ins Tal der Tränen. Abschied tut weh, weil damit emotionale, familiäre, freundschaftliche und vielleicht auch finanzielle Verluste verbunden sind. Es dauert, bis diese Ängste verschwinden. Man realisiert, wie sehr das eigene Leben um das des Partners aufgebaut war und eigene Interessen in den Hintergrund verräumt wurden. Über das Loslassen alter Muster findet man aber zu neuen Perspektiven (und eventuell in eine neue Partnerschaft). Das Vertrauen in die Zukunft kehrt zurück.
Quelle: Kleine Zeitung/Redaktion/Klaus Höfler